Luppenau

     Zum Gedenken an Kurt Güttel

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - November 2014
Autor: I.Bakkal

Das warme Herbstlicht durchflutet die Scheiben des Löpitzer Buswartehäuschens mit der gemalten Wiese, den  Kühen, dem See mit Booten und Zelt am Ufer, dazwischen der Bagger im Tagebau. Für mich gehört ein besonders liebgewonnenes Foto dazu. Die Kinder des Jugendclubs sitzen auf der Bank, Tino Schneider, damals Leiter des Clubs,  steht mit der Ortsbürgermeisterin an der rechten Wand. Beide haben Kurt Güttel, den Initiator dieses generationenübergreifenden Projektes, in die Mitte genommen. Er hatte wochenlang mit den Kindern gearbeitet, jetzt ist es fertig, montiert und einfach schön. Das sieht man ihm an. Er hatte wochenlang mit den Kindern gearbeitet, jetzt ist es fertig, montiert und einfach schön. Das sieht man ihm an.

Am 22. Oktober dieses Jahres ist Kurt Güttel gestorben. Wir kennen ihn mit seinem vollen weißen Haar, dem gleichfarbigen Bart, der Brille mit den dicken, zu dicken Gläsern und dem verschmitzten Lächeln. Er erlebte seine Kindheit in Meuschau, seine Jugend prägte der Krieg. Aber da schon hatte er die erste Kamera, die ihn, wann immer die Entbehrungen es zuließen, sein weiteres Leben begleitete, wie auch Pinsel und Feder, oder die Schnitzmesser. Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, gründete er in Löpitz eine Familie, deren Glück leider nicht ungetrübt blieb. Und so haben ihn viele als zurückgezogenen, in sich gekehrten Menschen erlebt.

Ich habe Kurt Güttel am zweiten Tag der Ausstellung „Ein Jahr Luppenau“ 2007 kennengelernt, mit einer Auswahl seiner Fotografien, die er mitgebracht hatte. Wir begannen miteinander einen Plan zu entwerfen, aus dem die folgenden Ausstellungen resultierten:
„Zeitensprünge in Luppenau“(--> klick zum Video), in Löpitz und in erweiterter Form in Braunsbedra, „Historische Streifzüge durch Luppenau“ mit Zeichnungen von Kurt Güttel und Dr. Hugo Ködel anlässlich unserer 60- Jahrfeier,  und einer Präsentation einiger seiner Ölbilder im Mehrgenerationenhaus in Merseburg. Die Aufmerksamkeit, die wir vom Publikum erfuhren, war überwältigend, ebenso wie die Hilfe und Mitarbeit der Luppenauer. So konnte Kurt Güttel an die Erfolge seiner besten Jahre im Fotoclub der Merseburger Alu-Folie anknüpfen, über sie hinauswachsen, seinem Dorf ein einmaliges Zeitdokument hinterlassen, das gesellschaftliche Leben für einen wichtigen Moment  mitbestimmen und jedem, der sie lernen wollte, eine Lektion über das Leben erteilen.

89 Jahre ist Kurt Güttel geworden. Nicht so alt, wie seine Großmutter Friederike , die er mit dem wohl besten seiner Bilder unsterblich gemacht hat, aber alt genug, dass er uns alle auf eine  illustrierte Zeitreise mitnehmen konnte.
Danke, Kurt !
 
Ilja Bakkal